Alice erfüllt sich mit seiner Siegfried-Saga einen ureigenen Traum: die Verwirklichung der seit vielen Jahren geplanten Comic-Trilogie um die Nibelungensage. Das Ergebnis: Alex Alice präsentiert SIEGFRIED in einem grandiosen Feuerwerk von Bildern und Farben in einer legendären Sagenwelt.
Zur Handlung: In der Tat bildet der Autor aus allem was so an diversem Material über Siegfried und die Nibelungen bekannt ist (Wagners Ring des Nibelungen, Thidrekssaga etc.) eine eigene Variante, die jedoch nicht minder interessant ist. Allerdings ist die Nibelungen-Sage ohnehin nicht so ganz einfach, wenn man mal die gesamte Vor- und Nachgeschichte der Thidrekssaga mit einbezieht. Die Alice-Fassung ist daher für Erstleser der Siegfried-Sage in Sachen Einleitung etwas verwirrend.
Aus Wagners Wotan wird ODIN, der mit seiner eigenen neuen Weltordnung und seinen eigenen Regeln ein Eigentor schießt. Fortan ist er bemüht, diese Regeln außer Kraft zu setzten und sich in seine Götterwelt zurückzuziehen. Doch das ist nicht so einfach, denn um diese Aufgabe zu lösen, muss ein „Freier Held“ her. Und so viel sei verraten: Das wird Siegfried sein!
Ansonsten orientiert sich Alex Alice recht stark an Wagners „Der Ring des Nibelungen“: Die Vorgeschichte um Odin sowie Fafnir, das Gold und den Ring wird auf vier Seiten in einem Crashkurs zusammengefasst.
Siegfried, Sieglindes und Siegmunds Sohn (Kinder von Odin/Wotan: wird im Band nicht erwähnt), wird in einem Wald von dem Schmied Mime, einem Nibelung, großgezogen. Mime ist es bei Alice auch, der das Kind der sterbenden Mutter abnimmt. Mime hofft, der Knabe würde ihm später, wenn er stark genug ist, den Ring und das Gold erbeuten, den Fafnir, ein Drache, bewacht. Mime besitzt immer noch ein Trümmerteil von Notung, einem Schwert, dass einst Siegfrieds Vater gehörte. Er weiß aber nicht, wie daraus wieder ein Schwert werden kann.
In Siegfrieds Abwesenheit bekommt er Besuch von Odin in Gestalt eines Wanderers. Es ist Odin, der das Streben der Welt nur noch als Zuschauer erleben will. Um dem unwirschen Schmied das Gastrecht abzutrotzen, setzt er sein Haupt für eine gegenseitige Wette ein. Mime macht dem Wanderer die Wette zu einfach: er fragt nach den ‚Beherrschern der Unterwelt’ (die Nibelungen), ‚wer herrscht unter dem Himmel’ (die Riesen, die Geister, die Menschen) und ‚wer herrscht ungeteilt über die Himmel, die das Dach der Welt bilden’ (die unsterblichen Götter). Mime kann dagegen nur zwei Fragen Odins beantworten.
Bei der 3. Frage muss er passen: Es ist in der Version von Alice die Frage, wie man Siegfried überzeugen kann, den Drachen zu bezwingen. Den so sollen die Dinge ja ins Laufen kommen …
Siegfried gelingt es, nachdem er den fehlenden Griff in einem See gefunden hat, aus den zwei Bruchstücken ein neues Schwert zu schmieden, indem er beide Teile erfolgreich zusammensetzt. Durch das Schwert weiß er jetzt auch um seine Herkunft.
Außerdem interessiert sich in einer Parallelhandlung bereits eine Wallküre für den jungen Helden. Beide sind für eine schicksalhafte Verbindung bestimmt. Man darf gespannt sein. Doch das ist eine andere Geschichte …
Die Grafik der Serie ist einsame Spitze. Tolle, detaillierte Zeichnungen, schöne Farben und abwechslungsreiche Panels sorgen vor allem für einen optischen Leckerbissen.
Da macht es nicht so viel aus, dass die Handlung mit relativ wenig Text auskommen muss. Alice vermittelt die Handlung vor allem visuell. Ein sicher erfolgreicher Schachzug des Autors ist der Beginn der Handlung im Wald: da wird Siegfried doch stark in Richtung des Dschungelbuchs gerückt, in dem er u. a. unter Wölfen aufwächst. Das ist in der Legende nicht so, da wird er von einer Hirschkuh aufgezogen bevor er zum Schmied kommt. Wer will es dem Autor verdenken, verspricht dies doch beim Leser gleich zusätzliche Aufmerksamkeit.
Siegfried Gesamtausgabe
von Alex Alice
HC, farbig, Seiten
Splitter Verlag
Autor: Michael Hüster
04.03.2019
Splitter Die neue Welt06.07.2021
Splitter Der Kurier 1 - Larve08.11.2024
Splitter Das Mädchen und der Postreiter