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11.06.2021
2006-2021: 15 Jahre Splitter

Ein Interview mit Max Schlegel

Ein Interview mit Max Schlegel

15 Jahre Splitter, das sind 15 Jahre Comics der Extraklasse! 2006 begann alles in Bielefeld, und eineinhalb Jahrzehnte später gibt es den Bielefelder Verlag immer noch. Aber sonst ist wenig beim Alten geblieben! Aus zwei Comicalben im Monat wurden 16 bis 20, aus einer überschaubaren Backlist wurden fast 1.600 Titel (von denen der allergrößte Teil immer noch lieferbar ist), und die Leserinnen und Leser der Splitter-Publikationen wurden immer zahlreicher.

Splitter steht heute mehr denn je für außerordentliche Comic-Kunst aus Frankreich, Belgien und dem Rest der Welt. Dass sie einmal internationale Starautoren wie Stephen King, Neil Gaiman und Cixin Liu verlegen würden, hatten sich die Splitter-Gründer Delia, Dirk und Horst vor 15 Jahren nicht ausgemalt. Und mit einer Zeichner*innen-Riege, die von Legenden wie Moebius, Hermann und Corben über aktuelle Top-Künstler wie Guarnido und Barbucci, Andolfo und Vallée bis hin zu heimischen Newcomern reicht, die bei Splitter ihr professionelles Comic-Debüt feiern konnten, haben sie sich einen weiteren Traum verwirklicht.

Anlass genug für PPM, bei Max Schlegel nachzufragen.


 

 

PPM: Hallo Max, alles begann 2006 mit "Die Schiffbrüchigen von Ythaq". Nach Band 17 wird die Serie enden. Da bietet sich doch eine schöne Gesamtausgabe in Sammelbänden an…
Max: Hallo Michael! Ich sage mal so: Eins nach dem anderen ;-) Mit „Götterdämmerung“ starten wir demnächst die erste Gesamtausgabe einer längeren Reihe, und wir wollen erstmal schauen, wie das ankommt. Die GAs sollen die Einzelbände schließlich ersetzen und lohnen sich erst, wenn davon ein paar vergriffen sind. Schließlich wollen die Leute auch nicht jahrelang auf die nächsten GA-Bände warten.

PPM: Ihr habt eure Comicproduktion im Laufe der Jahre ständig gesteigert. Mehr als 15 Publikationen kommen jeden Monat auf den Markt. Das Team musste daher laufend dem Produktionsumfang angepasst werden. Open End? Oder bleibt es erstmal beim aktuellen Volumen pro Monat?
Max: Bisher haben wir jedes Jahr gesagt „dabei bleibt es jetzt erstmal“, und bisher haben wir jedes Jahr trotzdem mehr gemacht als im Jahr zuvor. Wir erreichen allerdings so langsam die Obergrenze der Kapazität der Druckerei unseres Vertrauens, und da können wir nicht ohne weiteres aufstocken.

PPM: Wer gehört alles zum Splitter-Team? Wie sind die Zuständigkeiten im Team verteilt?
Max:Das „Kernteam“ umfasst 8 Personen: Die Verlagsgründer Horst und Dirk (Horst ist für die Herstellung der Bücher zuständig und koordiniert die Druckerei und Binderei während Dirk für die Programmgestaltung, den Lizenzeinkauf und einige grafische Arbeiten wie unsere Kataloge zuständig ist); unsere Grafikerin Malena, die die meisten Comics digital aufbaut und die Produktionsabläufe der Redaktion koordiniert; unsere Redakteure Aylin, Sven und Martin; Stefan, der sich um die Verlags-IT kümmert und Comics lettert, und ich als Zuständiger für Öffentlichkeitsarbeit, Presse und diverse andere Arbeiten, die so anfallen.
Darüber hinaus arbeiten ca. 10-15 freie Übersetzer*innen regelmäßig für uns, und die Belegschaften der Druckerei, Binderei und unserer Vertriebspartner bei PPM sind natürlich ebenfalls unentbehrlich, damit Splitter am Laufen bleibt.

PPM: Wer entscheidet im Verlag final über die Comic-Programmplätze?
Max: Die letzte Entscheidung liegt bei Dirk und Horst, aber im Entscheidungsprozess wirken alle ein bisschen mit, und jedes Teammitglied kann Vorschläge und Anregungen einbringen. Manche Titel werden dabei länger oder kontroverser diskutiert während andere quasi selbstverständlich im Programm landen, insofern wir die Lizenz erhalten.

PPM: Wie wichtig ist die Backlist für den Verlag? Was generiert mehr Umsatz: die jeweiligen monatlichen Programme oder die Backlist? In welchem prozentualen Verhältnis bewegt sich das?
Max: Das wechselt immer mal wieder, aber generell machen wir zurzeit etwas mehr als die Hälfte unseres Umsatzes mit Backlist-Titeln. Das hängt aber auch davon ab, wo genau man die Grenze zur Backlist zieht, da scheiden sich die Geister im Buchmarkt. Die Backlist ist in jedem Fall enorm wichtig für Splitter, wobei natürlich nicht alle Titel gleich relevant sind. Manche Comics laufen seit Jahren stetig gut und erreichen dadurch hohe Auflagen, während andere klassische Ladenhüter bleiben.

PPM: Wie schwer ist es bei fast 1600 Titeln, alle lieferbar zu halten?
Max: Ehrlich gesagt: unmöglich, auch wenn wir unser Bestes geben. Inzwischen ist mehr als jedes vierte Buch, dass wir drucken lassen, eine Nachauflage! Aus diesem Umstand ist auch die Idee der Gesamtausgaben entstanden, die mittel- bis langfristig die Einzelalben einer Serie ersetzen, wodurch wir unser Portfolio entschlacken, dem Kunden einen Preisvorteil bieten und PPM etwas Platz im Lager spart.

PPM: Im Laufe der Jahre ist eine große Anzahl von internationalen Starautoren mit ihren Werken in das Splitterprogramm eingezogen. King, Gaiman, Moebius, Corben uvm. Ist man da nicht auch ein bisschen stolz auf das, was geschaffen wurde?
Max: Und wie!  Es gibt natürlich immer noch mehr und andere Autor*innen, die man gerne im Programm hätte, aber vor 15 Jahren hätten sich Dirk und Horst nie erträumt, dass Splitter einmal dermaßen starbesetzt sein würde!

PPM: Viele deutsche Künstler konnten bei Splitter ihr professionelles Comic-Debüt feiern. In welche Länder konntet ihr Lizenzen für welche Serien verkaufen?
Max: „Malcolm Max“ erscheint inzwischen in Frankreich, Schweden, Polen und den Niederlanden. Für „Metro 2033“ haben wir ebenfalls einige internationale Interessenten, die allerdings größtenteils darauf warten, dass die ersten vier Alben vorliegen, um eine Gesamtausgabe des Romans zusammenzustellen - so wie wir es auch tun werden. Auf dem Festival du BD in Angoulême haben wir 2020 auch einiges Interesse für die Arbeiten von Claudya Schmidt wecken können, allerdings kam dann Corona mit all seinen Umwälzungen im Buchmarkt, sodass in dem Zusammenhang bisher wenig passiert ist.

PPM: Wer hatte bei Splitter seinerzeit die Idee zur Geburtstagsedition?
Max: Das war Dirk, nachdem er auf dem Festival in Angoulême eine ähnliche Ausgabe von Glénat gesehen hatte, allerdings von anderen Comics. Die genaue Titelauswahl etc. ist danach im Laufe der Zeit erarbeitet worden.

PPM: In die Geburtstagsedition würden bestimmt gerne gerade neue Käufer einsteigen. Nun sind aber die ersten vier Bücher vergriffen. Kann man da nicht eine sehr limitierte Neuauflage nachschieben?
Max: Nein, denn das würde den Sinn einer limitierten Edition ad absurdum führen. Viele der Inhalte sind oder werden aber in anderer Weise weiterhin verfügbar sein, so bei „Malcolm Max“, „Moebius“ und „Die Druiden“. Nur „Storm“ ist wirklich vergriffen im engeren Sinne. Die Geburtstagsedition ist als Dankeschön für unsere treuen Fans und Kunden gedacht, die dadurch ein exklusives, schönes Buch zu einem fairen Preis erhalten können, und nicht als „Cashcow“.

PPM: Die neueste Edition ist „Es war einmal in Frankreich“. Die Serie stammt aus dem neuen ZACK und war mehrfach ZACK-Comicserie des Jahres. Wie kam es dazu, dass ihr diese Serie als Geburtstagedition Nr. 15 ausgewählt habt?
Max: Eigentlich nur, weil wir große Fans der Serie sowie der Künstler sind. Ob, wie und wo unsere Geburtstagsbände vorher bereits erschienen sind, ist eher nebensächlich. Nury und Vallée sind einfach ein Ausnahmeteam. Natürlich spielt es eine Rolle, ob wir die Lizenz für eine Geburtstagsausgabe erhalten können (und das ist oft genug nicht möglich), aber in diesem Fall hat es geklappt.

PPM: Weiterhin viel Erfolg mit eurem Verlagsprogramm!
Max: Vielen Dank!

 

Autor: Michael Hüster