Auf den ersten Blick nichts, aber der Zufall würfelt diese sechs Menschen zusammen: Kid, der Junge, der seine Familie und ein Auge verloren hat, weiß sofort, was sie auf einen Nenner bringt. Er verspricht ihnen einen wahren Goldregen, wenn sie ihn in die Black Hills begleiten, um ein unschätzbar wertvolles Dokument zu bergen. Das Verlangen nach einem besseren Leben in dieser ungerechten Welt, lässt sie an einem Strang ziehen. Doch Ihre Differenzen könnten sie jederzeit auseinanderreißen.
Philippe Pelaez stellt jene Figuren des Wilden Westens ins Rampenlicht, die sich meistens mit Klischees und Nebenrollen begnügen müssen: Farbige, Frauen und Versehrte, Ureinwohner und Unterdrückte. »SIX« setzt die Versatzstücke des Genres zu einem gelungenen Gesamtbild zusammen, das von Casado sehr ansprechend inszeniert wird.
Meinung: Das erste von vier Alben schildert die Herkunft der unterschiedlichen Charaktere und führt sie am Ende des ersten Bandes zusammen. Unter normalen Umständen wären die sechs Protagonisten nie zusammengekommen, weil sie einfach zu unterschiedlich sind. Doch Not verbindet, denn sie haben eines gemeinsam: Sie werden von der Gesellschaft abgelehnt und verfolgt.
Hinzu kommt eine Geschichte um Rache und großen Reichtum, Gier und menschlicher Gewalt.
Pluspunkte der Geschichte: gut gemachte detaillierte Zeichnungen, darunter schöne recht filmischen Panels, die an John Fords Filme aus der goldenen Ära Hollywoods erinnern und zur Dynamik der Geschichte beitragen.
Die Autoren versuchen, das Genre ein wenig zu erneuern, und das ist recht gut gelungen. Am Ende des Albums gibt es ein sehr lesenswertes Dossier mit dem Titel „Der Western existiert nicht“ von Szenarist Philippe Pelaez über die Entstehung des Mythos Western.
Ich freue mich auf die Fortsetzung und hoffe, dass sie den Erwartungen gerecht wird.
Autor: Michael Hüster