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27.04.2022
Von Goscinny & Attanasio

Beim All Verlag erschien gerade die erste Gesamtausgabe von SPAGHETTI

Beim All Verlag erschien gerade die erste Gesamtausgabe von SPAGHETTI

Edoardo Attanasio, genannt „Dino“, gehört zu den „Grand Monsieurs“ des europäischen Comics. In seiner mehrere Jahrzehnte andauernden Tätigkeit hat er mit einigen der größten Künstler des Metiers zusammengearbeitet, darunter Charlier und Goscinny.

Nach einer kurzen Zeit beim Film und Trickfilm zeichnete er eine ganze Reihe von Comicserien wie Oncle Paul, Bob Morane, Signor Spahetti und Modeste et Pompon für Zeitschriften und Magazine wie La Libre Belgique, Tintin, Spirou und Femmes d‘áujourd’hui.
Eine langjährige Zusammenarbeit verband Attanasio mit dem Magazin Tintin, für das er ab 1957, gemeinsam mit René Goscinny, einen Comic realisierte, der durch sein Heimatland Italien inspiriert wurde: „Les aventure du Signor Spaghetti“.
Der ebenfalls für Tintin tätige Goscinny willigte ein, eine Kurzgeschichte für Attanasio zu schreiben, und so feiert im Oktober des Jahres 1957 der in Frankreich lebende italienische Einwanderer auf den Seiten der belgischen Ausgabe des „Journal de Tintin“ sein Debüt.
Die aberwitzige Auftaktepisode, in welcher sich der mit starkem italienischem Akzent behaftete Spaghetti als Fremdenführer versucht, setzte den Ton für die Serie, die sich zum Dauerbrenner entwickeln sollte. Der stets adrett gekleidete Italiener verdingt sich in der Folge mit wenig Fortüne unter anderem als Koch, Fotograf, Verkäufer oder Schädlingsbekämpfer. Zur Freude der Leser verliert der sympathische Held dieser von geistreichem Wortwitz und visuellen Gags geprägten Serie nie seinen Enthusiasmus.
Nach etlichen kurzen Episoden trat Spaghetti ab 1959 auch in von Goscinny getexteten längeren Geschichten auf, in denen er an der Seite seines Cousins Prosciutto, einer unverbesserlichen Nervensäge, die verrücktesten Abenteuer erlebt.
Dieser erste Band der opulent aufgemachten Spaghetti-Gesamtausgabe präsentiert die in den Jahren 1957–1960 für das Journal de Tintin entstandenen Geschichten. Darunter 21 Zwei- und Drei-Seiter aus 1957-1959. Mit einem redaktionellen Text von Jacques Pessis.
Dino Attanasio in einem Interview 2003 anlässlich des Comicfestivals in Contern/Luxemburg zu der Frage, wie er das „goldene Zeitalter“ der Comics mit Leuten wie Hergé, Jacobs und Goscinny mieterlebt hat…
Dino Attanasio: „Das waren zunächst glückliche Jahre, weil der Krieg vorbei war und weil es Arbeit für jedermann gab. Man wusste damals nicht, dass all diese Leute dabei waren, richtige Helden zu werden. Das Leben meinte es gut. Später haben die Autoren dann festgestellt, dass hauptsächlich gewisse Leute (Verleger) von den Comics profitierten. Damals hat sich dann jeder Zeichner organisiert, und man hat gelernt, selbst Geschäftsmann zu werden. Aber es waren auch heroische Zeiten, denn all diese Leute sind wichtige Persönlichkeiten geworden. Aber man muss feststellen, dass die Comics auch vielen Schriftstellern gute Berufsaussichten eröffnete. Ich denke da an Szenaristen wie Jean van Hamme.“
Alle Exlibris der Vorzugsausgaben sind von Dino Attanasio (Alter 96 Jahre) handsigniert.

Leseprobe
 

Foto Dino Attanasio (c) Michael Hüster

Autor: Michael Hüster