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15.08.2022
Cross Cult

Die verlorenen Briefe

Die verlorenen Briefe

Jim Bishop ist ein französischer Comiczeichner und Autor. Der vorliegende Band ist seine erste Veröffentlichung in Deutschland.

Ein junger Mann mit dem Namen Iode Sea wohnt am Strand in einem kleinen Häuschen. Als eines Tages ein erwarteter Brief nicht ankommt fährt er mit seinem klapprigen grünen 2CV in die Stadt um dort nachzuforschen. Er nimmt eine Anhalterin mit. Sie sagt, sie sei ein Kurier, sie müsse den Koffer, den sie bei sich hat, in der Stadt abliefern. Dort angekommen verschwindet sie flugs aus seinen Augen. Da er bei der Post hinter einer langen Warteschlange steht, entschließt er sich, sie zu suchen und nachzufragen, warum sie sich so schnell davon machte. Derweil liefert Frangine, so der Name der jungen Dame, ihre Ware bei dubiosen Leuten ab und gerät unmittelbar in große Gefahr. Doch da trifft der Junge in Szene, der sie endlich aufgespürt hat. Beide werden gerade noch von einem etwas trotteligen aber gutmütigen Polizisten gerettet Doch damit ist die Geschichte noch nicht beendet. Was ist in den Koffer? Frangine versucht es herauszufinden! Und was hat es mit dem verlorenen Brief auf sich? Bei den Bemühungen diese Geheimnisse zu lüften geraden die zwei in weitere Abenteuer, teilweise unterstützt von dem Polizisten Cysi.

Was romantisch und schwerelos beginnt, entwickelt sich im Laufe der Handlung zu einer vielschichtigen Story. Beide Protagonisten haben schwierige Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit zu bewältigen, der treuherzige Polizist muss mit Mobbing kämpfen und die Feinde, die Tintenfisch-Bande, ist unnachgiebig, was die Jagd nach dem Koffer angeht. Bis auf Frangine und Iode sind alle anderen Figuren mit Fischköpfen ausgestattet, die Polizei sogar mit einem runden Aquarium mit Fisch darin anstatt eines Kopfes. Doch das hat einen Sinn, denn sie verkörpern in gewisser Weise die Opfer des menschlichen Raubbaus an der Natur, dem Meer.
Andere Facetten der Handlung sind Freundschaft und Ehrlichkeit, Vergebung und Nachsicht mit Vergangenem.

Die Zeichnungen sind naiv und klaren Striches, einfallsreich die fantasievollen Tiermenschen. Die sehr helle Kolorierung strahlt eher etwas Positives, Märchenhaftes aus. Die Action ist weitgehend unblutig und nicht plakativ. Humor und vergnügliche Wortgefechte einerseits und gesellschaftlich relevanter Tiefgang die Ökologie betreffend andererseits machen diesen Comic sehr interessant und unterhaltend. Er ist teilweise zwar absurd und nicht immer aufs Genaueste austariert, was Schlüssigkeit angeht. Doch er ist warmherzig und tragisch zugleich. Auch eine Geschichte des Erwachsenwerdens. Eine Empfehlung für jedes Lesealter!

Die verlorenen Briefe

Text und Zeichnungen: Jim Bishop
208 Seiten
Cross Cult
30,00 Euro

Autor: Rolf Pressburger