News - Rezensionen


06.03.2023
Schreiber & Leser

Nationalfeiertag

Nationalfeiertag

Der junge Polizist Jimmy sieht bei einem Routineeinsatz im Wald unvermittelt ein Mädchen ohne  Sattel an ihm vorbei reiten. Er findet die Adresse ihrer Wohnung heraus, denn das ist strafbar.

Sie ist seit kurzem mit ihrem Vater hergezogen, der Maler ist und seine Frau vor nicht langer Zeit bei einem Attentat verlor. Der Polizist Jimmy freundet sich mit den beiden an. Der Vater Vincent unternimmt einen hilflosen Versuch, eine Bombe zu bauen. Jimmy redet ihm ins Gewissen und Vincent sieht ein, es bleiben zu lassen. Warum auch immer beobachtet Jimmy das Anwesen der beiden und will beschützen. Wiederum bei einem Einsitz findet er zufällig die Tochter nackt an einem See; sie kann sich nicht mehr an allzu viel erinnern. Doch diese Episode vertieft die Freundschaft mit Vater und Tochter. Eines Tages ist ein Feiertag mit Veranstaltungen geplant. Und da geschieht Unerwartetes!

Jimmy selbst scheint ein ausgeglichener strebsamer Polizist zu sein, doch auch er trägt eine Unzufriedenheit in sich. Sein Interesse für Vincent und seine Tochter sind rätselhaft. Hat er sich in das Mädchen verguckt? Die zufälligen Begegnungen scheinen des Zufalls zu viel.
Es sind etliche Seiten lang keine Texte zu lesen. Viele Panels weisen wie in minütlichem Zeitraffer so manches Geschehen auf. Auch sonst sind die Dialoge eher knapp; der Leser muss der Handlung visuell folgen, um zu verstehen.

Mit sparsamen Strichen zeichnet Bastien Vivès die Szenarien. Der minimalistische Stil spart so manches Detail aus, ohne jedoch das zu vernachlässigen, was wichtig ist. Diese karge visuelle Darstellung wird unterstützt durch Grautöne; die Seiten sind farblos.

Die Geschichte ist ein wenig langatmig, vor allem, was die textlosen Seiten angeht. Vieles wird nur angedeutet, so manches bleibt im Dunkel des nicht ganz Verständlichen. Das Verhalten dieses eines Polizisten ist zumindest nicht alltäglich, auch weil er im Finale etwas Außergewöhnliches tut, das allseits Lob und Bewunderung auslöst.

Es ist auch ein sozialkritischer Comic, der hier mit dem Titel Nationalfeiertag vorliegt. Mit politischem Hintergrund, der ebenso beinahe nebensächlich scheint. Ohne wirklich aufregende Anteile in der Handlung. Viele Fakten sind zwischen den Zeilen und den Panels verborgen. Er ist durchaus spannend, denn Jimmys Intention ist nie ganz ersichtlich.

Nationalfeiertag
Text: Basien Vivès, Martin Quenehem, Zeichnungen: Basien Vivès
256 Seiten
schreiber und leser
24,80 Euro

Autor: Rolf Pressburger