Handlungsort ist eine kleine Halbinsel im Westen der Toskana. Der als "Bester Mann" berühmte Kommissar Ginanneschi reist zu Ermittlungen an und beginnt seine Nachforschungen. Der Ermordete war Bürgermeister und eigentlich sehr beliebt im Ort. Zeugen der Tat gibt es keine, nur Hinzukommende, nachdem er schon tot war. die Tatwaffe scheint eine kleine Pistole zu sein, mit der sich auch Radfahrer vor Hunden schützen. Vermutungen nach den Hintergründen des Mordes gehen auch in Richtung Politik und Camorra, die ansässige Mafia, industrielle Konkurrenten im Ort. Oder ist es doch Selbstmord? Wobei die abgegebenen zwei Schüsse dagegen sprechen. Vielleicht Auftragsmord? Der Kommissar schnüffelt in allen möglichen Ecken, bei etlichen Anwohnern, Ge-schäftspartnern und Verwandten. Nach und nach kann er sich (und der Leser) ein Bild vom Vorfall machen. Die Story hat ein überraschendes und ungewöhnliches Ende.
Sie ist gemächlich erzählt, klassisch, im Stil historischer Krimis, in denen sich das Spektakuläre meistens auf die Nachforschungen bezieht und auf interessante Charaktere. Die Dialoge sind hier ebenfalls sehr anspruchsvoll, platte Schlagwörter gibt es nicht zu lesen. Auch keine Action im Sinn von Gewalttaten hat der Zeichner integriert. Die Spannung bezieht der Krimi auch aus den interessanten gesellschaftlichen Zuständen der damaligen Zeit, Anfang des 20. Jahrhunderts. Der Kom-missar erinnert visuell ein wenig an andere bekanntere Kriminalisten der Literatur, hier sei nur der oftmalige Protagonist von Agathe Christies Romanen erwähnt, Hercule Poirot. Der Zeichner Carlo Rispoli dürfte sich wohl von einem berühmteren Comickünstler aus seiner Heimat inspirieren lassen haben. Denn wie Hugo Pratt sind seine Panels sparsamen Strichs; sehr feine Details sind ausgespart. Und doch sind die Darstellungen nie langweilig. Denn er versteht es, Perspektivwechsel, variantenreiche Hintergründe und nebensächliche Ansichten in die Seiten zu integrieren. Der Gesamteindruck ist trotz der fehlenden Farbe äußerst facettenreich. Sehr gute Arbeit!
Ein eher biederer Kriminalfall. Nach authentischer Begebenheit in Comicform erzählt. Für Freunde solcher klassisch anmutenden Fälle keine Enttäuschung. Und für Liebhaber von Bildern, die kunst- und anspruchsvolle "Tusche" Arbeit schätzen ebenso empfehlenswert!
Zu den 67 Comicseiten enthält der Band auch ein paar Seiten mit Skizzen.
Ein Mord unter der toskanischen Sonne
Text: Gualtier Della Monaca, Marco Consentino, Carlo Rispoli
Zeichnungen: Carlo Rispoli
90 Seiten
MarGravio
16,00 Euro
Autor: Rolf Pressburger