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09.03.2020
Splitter

Mythen der Antike – Die Ilias

Mythen der Antike – Die Ilias

Der zweite Band dieser Reihe erzählt die Geschichte vom Kampf um Troja. Das Trojanische Pferd ist ein Symbol für Verschlagenheit und List und im Allgemeinen als Metapher für heimliche Unterwanderung.

In der Mythologie gibt es zahllose Götter und Göttinnen, Halbgötter, Helden und Verlierer. Auch in in ihren hohen Gefilden wird intrigiert, gelogen und gehasst. Die Bewohner des Olymp sind eifersüchtig, machtgierig, verschlagen und nachtragend. Nicht selten werden ihre egoistischen Anliegen auf dem Rücken der Menschen ausgetragen. So auch in diesem Epos.
Während sich die Griechen und die Trojaner in einem mörderischen Krieg bekämpfen, mischen auch die Götter auf beiden Seiten mit. So gelingt es lange Zeit keiner Partei, einen Sieg zu erringen.
Die drei Göttinnen Hera, Gattin des Zeus, ihre Schwester Athene, Kriegsgöttin, und Aphrodite, die Jüngste, die eigentlich für Schönheit und Liebe steht, sind im Herzen erbitterte Gegnerinnen was ihre Machtansprüche angeht. Dazu treibt noch Eris, Göttin der Zwietracht ihr Unwesen. Ihre infamen Schachzüge und das eher tumbe Treiben der Menschen führen zu einem dramatischen Höhepunkt in dieser Geschichte!
Es gibt eine große Anzahl an Protagonisten und verzwickte Verwicklungen. Das Geschehen wechselt zwischen verschiedenen Zeitebenen und Episoden hin und her. Der Einfluss der Götter auf die Menschen und ihr Schicksal wird hier beinahe untrennbar vom Handlungsstrang des Kriegsgeschehens aufgezeigt. Neben den wohl allseits bekannten menschlichen Tragödien und die Sache mit dem Trojanischen Pferd begibt sich dieser Band tiefer in die Mythologie als vielleicht andere populäre Erzählungen davon. Es findet sich die nicht unerhebliche Passage von der Wahl zur schönsten Göttin darin, die ein unbedarfter Schafhirte ausführen soll, weil sich Gottvater Zeus das nicht traut; im Grunde ist dieser Akt ein nicht unerheblicher Aspekt des ganzen Dramas um Sieg und Niederlage!
Die Story ist flüssig zu lesen, wenngleich es viele Details, Schwenks und unterschiedliche Personen  zu beachten gilt. Sie umspannt Geschehnisse, die auch heutzutage noch sinnbildliche Bedeutung haben. Und sie ist immer noch Teil der allgemeinen Bildung im Sinne von unumstößlichen Beziehungen zwischen Himmel und Erde, bzw. zwischen Weisheit und allzu menschlichen Eigenschaften.
Die Zeichnungen des hierzulande noch nicht in Erscheinung getretenen Künstlers sind historisch genau, sofern man Gemälde und Beschreibungen jener Zeit als maßgeblich heranzieht. Die Kampfhandlungen sind dynamisch und die Szenen im Olymp farbenfroh, schwelgerisch und wunderschön dargestellt. Zusätzlich zur Comicstory enthält dieser Band noch über 20 Seiten Hintergrundinformationen und Auszüge der Mythologie, sowie Gemälde aus vielen Jahrhunderten von verschieden Malern ihrer Epoche, auf denen vor allem Szenen und Götter*innen abgebildet sind. Sehr lehrreich und interessant.
Ein wunderbarer Comicband, der actionreich und spannend adaptiert ist.

Mythen der Antike – Die Ilias
Adaption und Text: Luc Ferry, Clotilde Bruneau
168 Seiten
Splitter
35,00 Euro

Autor: Rolf Pressburger