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14.10.2020
Splitter-Verlag

Shanghai Dream

Shanghai Dream

Vorliegend ist hier eine Geschichte, die In Berlin des Jahres 1938 beginnt und mit dem Ende des Krieges 1945 in Shanghai zu einem fast rührseligen Schlusspunkt kommt.

Illo und Bernhard wollen aus der Hauptstadt aufgrund sich häufender Repressalien gegenüber Juden fliehen. Doch die Passierscheine in den Westen sind schon alle vergeben. Also wagen sie als letzten Ausweg eine riskante Reise Richtung Ferner Osten. Schon auf dem Schiff entscheidet sich lllo jedoch urplötzlich, ihren Vater nicht alleine in Deutschland zu lassen. Sie geht zu ihm zurück und wird wie er getötet. Verzweifelt reist Bernhard allein weiter, ohne zu wissen, was ihr widerfahren ist. In Shanghai bereitet er alles vor, damit sie nachkommen kann, als er doch von ihrem Tod erfährt. Alles, was ihm von ihr bleibt, ist ein von ihr verfasstes Drehbuch, dessen Verwirklichung als Film er ihr einst versprochen hat. In Shanghai arbeitet er sich mit Glück und der Hilfe von Lin Lin, einer jungen Frau in seiner Pension, in die armselige Filmbranche des Landes hinein. Seine Passion ist und bleibt, den Film zu realisieren. Einige Vorkehrungen und Tricks bezüglich des Vermögens, das eigentlich aus Deutschland nicht ausgeführt werden durfte, weisen sich jetzt als sehr hilfreich aus.

Mit einigen Klischees behaftet (die hier jedoch zum Verständnis und zum Hintergrund der Story notwendig sind) erfährt der Leser den Beginn dieser historischen Geschichte. Rabiate und überheblich Nazi-Schergen drangsalieren jüdische Deutsche, während das vorgelegte Drehbuch zur Enttäuschung von Illo und Bernhard aus allseits bekannten Gründen abgelehnt wird. Die Flucht nach China und die Ankunft wird untermalt mit ebenso herrischen Tönen seitens der Japaner, die in ihren Ansichten und politischem Gebaren den Nazis in nichts nachstehen. So werden hier sowohl die Verhältnisse in Deutschland als auch im Fernen Osten Teil dieses Dramas. Sie zeichnen ein ungefähres Bild der kriegstreibenden Staaten, hier wie dort. Angereichert mit dem Pathos eines Hollywood-Schinkens führt die Handlung in das fast unvermeidliche Happy End einer neuen Liebe.

Ein gut erzähltes Drama mit romantischem Einschlag. In einigen Erzählebenen vermischen sich die Filmideen des Drehbuches mit der primären Story des trauernden Bernhard. Historisch ist interessant, auch mal die zeitgleichen Geschehnisse und  Zustände in China in den 1940ger Jahren aufzuzeigen. Nach einer Geschichte von Edward Ryan und Xang Xie schrieb Philippe Thirault genau diese Aspekte für den Comic in die Handlung mit ein. Die kongenialen Zeichnungen von Jorge Miguel visualisieren das Ganze zu einem filmischen Gesamtwerk in graphischen Bildern.

Eine wunderbare Graphic-Novel, eigentlich in zwei Alben erschienen, die mit zeitgeschichtlichen politischen Zuständen eine spannende und unterhaltende Story erzählt!

Shanghai Dream
Text: Philippe Thirault, Zeichnungen: Jorge Miguel
112 Seiten
Splitter
22,00 Euro

Autor: Rolf Pressburger