Ein seltsames kleines Objekt rast auf die Erde zu. Es ist ein wenige Meter durchmessender Kristall, der die Menschheit vor einer großen Gefahr warnt. Wenig später landet ein Raumschiff. Heraus tritt ein Echsenmensch. Er ist Gesandter des Verschlingers. Der Verschlinger will die Erde wie so viele Planeten zuvor ausplündern und aussaugen. Doch ein hoher Militär hat keine Angst davor und fordert den Echsensoldaten heraus. Der zeigt sich in gewisser Weise gnädig und erlaubt Maßnahmen, um einen Teil der Menschheit zu retten. Den anderen blüht ein Leben als „Nutztier“ auf seiner Heimat, die Verschlinger genannt wird, und auf dem intelligente Echsen hausen. Doch der Mensch wendet eine List an, mit der wiederum der Verschlinger vernichtet werden soll …

Vordergründig betrachtet ist diese Idee nicht gar so innovativ. Man könnte an den Silversurfer denken, der im Marvel Universum quasi Botschafter eines dort angesiedelten Weltenverschlingers (Galactus) agiert. Auch diverse Facetten der Alien Filme sind nicht zu leugnen, vor allem auf den finalen Seiten, wo Mensch gegen Außerirdischer kämpft. Ansonsten ist dieser Comic jedoch um einiges tiefsinniger und umspannt weit mehr philosophische Gedanken, die Menschheit betreffend. Denn eigentlich hat sich der Homo Sapiens durch keine andere Überlebensstrategie weiter entwickelt und kontinuierlich am Leben gehalten, als durch Ausbeutung, Unterjochung, zu Diensten versklavten anderen Lebewesen. Diese Rechtfertigung geht vom Volk des Verschlingers aus.

Cixin Liu ist ein sehr moderner Autor. Er bringt tatsächlich einen neuen Geist in die Science Fiction. Dabei greift er im vorliegenden Band auch auf diskussionswürdige Eigenarten des Menschen zurück. Auf historische Kultur ebenso wie auf aktuelle Pop Trends. So erscheint die KI des Kristalls als niedliches Manga Girl und auch eine uralte Legende ist Teil der Story.

Sie ist mit ein paar Rückblenden ausgestattet, um diverse Gegebenheiten zu erläutern. Im Vordergrund steht eigentlich das Duell der beiden Hauptprotagonisten; intellektueller, moralischer und kämpferischer Art. Irdischer Marschall gegen Echsenmensch. Im Laufe dieses Disputes und dem finalen Actionteil werden Ursprung und einige Facetten der Herkunft der Echsenmenschen aufgezeigt, die überraschend sind! Ein wenig überflüssig ist für mich ein ausklappbares Innenteil, das auf der einen Seite blank ist und in den innen liegenden Doppelseiten kein großformatiges Panoramabild zeigt (wie erwartet) sondern nur übliche vier Comicseiten. Kein Gewinn!

„Der Verschlinger“ ist ein spannendes, unterhaltsames und durchaus anspruchsvolles Werk, in dem der Menschheit u.a. ein Spiegel vorgehalten wird. Es ist prima gezeichnet. Die Handlung ist durch einige unvorhersehbare Wendungen abwechslungsreich. Die Story hält im Endeffekt dann aber doch kein hoffnungsloses Fazit für die Menschheit bereit!

Cixin Liu: Der Verschlinger
Text: Jean-David Morvan, Zeichnungen: Yang Wellin
112 Seiten
Splitter
24,00 Euro