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17.02.2021
Splitter

Alfred Hitchcock 1

Alfred Hitchcock 1

Eine Graphic Novel über einen der bekanntesten Filmregisseure der Geschichte - muss die nicht ungemein spannend sein?

Seine Filme sind es! Er war Meister der Suspense, der Spannung, die einen sehr guten Film aus einem diesbezüglichen Genre heute noch ausmacht.
Der französische Drehbuchautor, Schauspieler und Regisseur Noel Simsolo schrieb den Text und Dominic Hè, bekannt u.a. durch „Ein Abenteuer des Marc Marell“, zeichnete in diesem Comic nicht nur die weltbekannte Silhouette von Hitchcock.

Die Handlung ist gemischt auf Fakten einerseits und andererseits auf Fiktion und Fantasie der Macher beruhend. Es ist grob eine Zeitlinie zu verfolgen, in der dem Leser Stationen von Hitchcock dargeboten werden. Episoden seiner Kindheit, seiner Jugend, seiner Lehrjahre, in denen er wissbegierig alles übers Filmen von allen möglichen Koryphäen oder Künstlern wissen wollte.  Genuss war ihm schon immer wichtig, nicht nur an der Speisetafel, sondern auch im Kinosessel. Viele Abschnitte im Buch sind ins Bild gesetzte Unterhaltungen, Dispute und Diskussionen, im Mittelpunkt immer der eloquente Hitch, wie er liebevoll auch genannt wurde. Dabei geht es um eigene und Filme anderer, um Besetzungen, Kulissen und Inhalte, kürzere Einblicke in die Arbeit als Regisseur, in Privates als Ehemann und Vater, sein Schaffen als Erfolgsmensch und auch um Misserfolge, um nur ein paar solcher Momentaufnahmen seiner Karriere zu nennen. So reiht sich ein Kapitel bzw. eine Episode an die andere. Sie wirken ein wenig unzusammenhängend, nicht immer sind sie wichtiger handlungsfördernder Bestandteil dieser Story!

Das alles ist nicht annähernd so spannend zu lesen, wie seine Filme zu schauen. Es mögen wichtige Stationen, maßgebliche Lebensabschnitte und unterhaltende Hintergrundinformationen dabei sein -
ein Krimi ist es nicht, will es auch nicht sein. Nun, ist ja auch weder von ihm inszeniert, noch von ihm in Szene gesetzt. Diese Biographie ist sehr gemächlich aufgebaut. Es gibt aber durchaus auch aktivere Episoden, in denen mehr als nur Dialoge stattfinden. Ein wenig Philosophie aus dem Business, ein wenig Humor, bekannte Schauspieler mal hier, visuell markante Wahrzeichen aus England und Amerika mal dort. Sowie durchgehend die bauchige Figur mit der typischen ausladenden Unterlippe; so kennt und liebt man ihn und sein Ouvre!

Die Zeichnungen sind zurückhaltend, auf das Wesentliche ausgerichtet, nüchtern, ohne fade zu wirken. Natürlich in schwarz/weiß wie einer der wohl bekanntesten Schocker, der zu seiner Zeit wirklich innovativ war hinsichtlich der Kameraführung und seiner Psycho-Horror-Wirkung auf das Publikum. Dominic Hè zeichnete konkret, was insbesondere beim Blick auf die damalige Mode, die Automobile die Filmkulissen und die Stadtansichten sehr schön rüber kommt!

Eine unterhaltende Graphic Novel, wie man so ein Werk gern mal bezeichnet? Doch. Visuell ein durchaus vorzeigbarer Inhalt? Ja. Eine interessante Lebensgeschichte eines markanten dicken Mannes aus London, der in fast allen seinen Filmen mit einem Cameo Auftritt zu sehen ist? Schon. Fesselnd und ungemein spannend wie ein echter Hitchcock?  …

Alfred Hitchcock 1
Text: Noel Simsolo, Zeichnungen: Dominic Hè
160 Seiten
Splitter
24,00 Euro

Autor: Rolf Pressburger