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22.12.2021
avant-verlag

Celestia

Celestia

Pierrot, der seltsame junge Mann mit der aufgemalten Träne und einem Faible für Gedichte hat was vor. Er trifft die Telepatin Dora, mit der ihn eine Art Hassliebe verbindet.

Sie hat immer Hunger. Mit einem maroden Boot fahren sie von der Insel Celestia weg aufs Festland. Denn sie scheint demnächst zu versinken. An Land betreten sie eine Trutzburg, die scheinbar wie ein Irrgarten im Innern angelegt ist. Die Herrin liegt am Pool und sonnt sich. Mit ihrem Sohn reisen sie ins Landesinnere. Und plötzlich kommt das Dèjá Vu …

So geheimnisvoll diese Handlung bis da hin ist, so rätselhaft geht sie auch weiter. Die Szene vom  Dèjá Vu geht unvermittelt in eine Episode am Strand über, in der es erotisch wird, während der Junge im Auto schläft. Auf der Weiterfahrt trifft die Dreiergruppe auf ein Gebäude, in dem Kinder wie Schaufensterpuppen auf Balkonen stehen. Schlussendlich geht die Reise zurück auf die Insel. Im letzten Abschnitt erhellt sich das nebulöse Geschehen. Der Leser darf sich mit weiteren seltsamen Geschehnissen ein Bild und eine Erklärung der ganzen mysteriösen Story machen!

Wie in vielen seiner vergangenen Geschichten lässt Manuele Fior auch hier einige Andeutungen  im Bereich der Interpretationsmöglichkeiten. Die Hinweise bezüglich der Telepathie, die oftmals erwähnte Invasion, die seltsame Feuchtigkeit und scheinbar unzusammenhängenden Abschnitte fordern geradezu so ein Mitdenken des Lesers. Fior spielt mit Zeitebenen, psychologischen und philosophischen Inhalten, mit Symbolen und Metaphern.

Seine aquarellfundierten Darstellungen schwanken von eher mäßigen Panels bis hin zu wunderschönen Bildern, die warm, ästhetisch und in Pastelltönen zu Papier gebracht sind. Die Geschichte ist ruhig erzählt, ohne große Höhepunkte in der Dramatik. Passend dazu die Graphik, die bisweilen ebenso gemächlich mit seitenlangen Bildfolgen daherkommt, in denen kaum Text vorhanden ist. Dabei achtet Fior darauf, je nach Szene mit der Wahl der Grundfarben gewisse Stimmungen zu erzeugen.

Eine typischer Manuel Fior Geschichte. Mit feinem, sensiblem Pinselstrich, angenehmen Farben und Zwischentönen. Science Fiction zwar, aber mit versteckten Hinweisen auf eine mögliche Gesellschaft in einer Zukunft. Leicht zu lesen, visuell beeindruckend, aber nicht im Schnelldurchgang hinter alle Bedeutungen zu gelangen.

Celestia

Text und Zeichnungen: Manuele Fior
272 Seiten
avant-verlag
29,00 Euro

Autor: Rolf Pressburger