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01.02.2023
Knesebeck

Charlie Chaplin - Die Comic-Biographie

Charlie Chaplin - Die Comic-Biographie

Der Autor der vorliegenden Biographie schrieb schon das Szenario von Die letzten Tage von Stefan Zweig. Er nimmt den Leser mit in die Geschichte eines der wohl bekanntesten Schauspieler und Regisseure der älteren Filmgeschichte!

Sie beginnt mit der Schiffsreise von England nach Amerika, denn Charles Spencer Chaplin, so sein Geburtsname, erblickte das Licht der Welt in London. Sein Traum von der großen Karriere beginnt schleppend. Anfänglich eher ein Handlanger in der Filmbranche gelingt ihm bald der große Wurf. Er zeugt mit seiner minderjährigen Geliebten ein Kind, das jedoch nicht überlebt. Diese Tragödie hinterlässt Spuren auch bei der Mutter, von der er sich trennt. Sein Bruder baut ihn wieder auf, indem er Charlie vorschlägt, diesen Schicksalsschlag in einem Film zu verarbeiten. So entstand eine der berühmtesten Leinwandgeschichten des Stummfilmstars Chaplin: The Kid! Nach ersten Triumphen kommt der Tonfilm auf, der eine neue Herausforderung für Chaplin darstellt.
Chaplin trifft Stan Laurel, Winston Churchill, Gandhi und Albert Einstein.. Er hat Beziehungen mit Minderjährigen und daneben Affären. Einen Wendepunkt auch in Chaplins Leben stellt sich ein, als sich Hitler zum Mittelpunkt der Welt machen will.

Die Dialoge sind geschliffen und sehr anspruchsvoll. Gegen Ende wird die Story ziemlich politisch. Die Verhältnisse im Nazi-Deutschland scheinen dem Autor sehr wichtig zu sein. Markante geschichtliche Eckpunkte dieser Zeit werden aufgeführt. Und natürlich Chaplins Film „Der große Diktator“, der Hitler verhohnepiepelte und ihn eher als nicht ernst zu nehmenden Clown darstellt, als einen realen bösen Charakter. Aber auch Chaplin wird aus politischen Gründen zum Angeklagten.
Überhaupt sind in dieser Biographie sehr viele Anspielung auf Filme zu sehen, wortlos, in beeindruckenden Bildern, stumm eben. Die Zeichnungen sind, was die Hintergründe angeht, sehr detailreich, und mit Wiedererkennungswert was bekannte Gebäude, Fahrzeuge und Mode angeht. Die Protagonisten selbst sind dagegen beinahe extrem vereinfacht und beliebig gezeichnet, wenngleich man die Charakterköpfe von Einstein und Gandhi leicht wieder erkennt. Der Zeichenstil ist verschnörkelt und mit eigenwilliger aber angenehmer Farbgebung versehen.

Der Comic legt Facetten aus Chaplins Leben und Karriere offen, die wohl nicht allgemein bekannt sein dürften. Deshalb ist er eine gelungene Information, die weit über die Standardkenntnisse hinaus geht. Die witzigen Szenen seiner Filme sind allerdings nicht als Grundmuster auch hier zu finden. Es geht ernsthaft zu; natürlich bisweilen mit Wortwitz.

Ein Graphic Novel die aufschlussreich das Wichtigste aus dem Leben eines der größten Genies des Films aufzeigt. Verkannt, gefeiert, verfemt und unvergesslich in einem. Sehr unterhaltsam!

Charlie Chaplin - Die Comic-Biographie
Text: David Francois. Zeichnungen: Laurent Seksik
224 Seiten
Knesebeck
28,00 Euro

Autor: Rolf Pressburger