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31.10.2019
Splitter

Der große Indienschwindel

Der große Indienschwindel

Eldorado - ein Ort, den schon viele gesucht und nur wenige vermeintlich gefunden haben. Legenden und Mystik ranken sich um ihn. Ursprünglich eine kolumbianische mythologische Legende, ist sie schon in etliche Geschichten verwoben worden.

In diesem Abenteuer, das von zwei überaus fantasievollen und begabten Künstlern erzählt wird, erwartet den Leser eine abwechslungsreiche Reise vom der aufstrebenden Weltmacht Spanien des 17. Jahrhunderts hin zur Neuen Welt über dem Ozean.
Der Vagabund und Abenteurer Don Pablo erzählt seine Lebensgeschichte als Sterbender in einer misslichen Lage. Seine Zuhörer sind zwar nur am Goldschatz interessiert, von dem er als Beweis ein Amulett hat, doch Don Pablo lässt sich nicht davon abbringen, seine Story in allen Einzelheiten vor ungeduldigen Ohren Revue passieren zu lassen. Und so erfährt auch der Leser von seinem bewegten Leben. Von seiner Kindheit, seinen jugendlichen Eskapaden und seinen Reisen in neue Gefilde. Er erwarb ein Karte, die auf großen Reichtum an einem allseits bekannten geheimnisvollen Ort hinweist und fand in einem alten Bekannten edler Abstammung einen Kompagnon, der die Suche sponserte und anführte. Mit einer Mannschaft voller Halunken durchstreiften sie die unerforschten Amazonaswälder und stießen alsbald auf halb verfallene, verlassene Bauten, Tempelgebäude, Statuen und auf eine unvorhergesehene Begegnung!

Dieser Abschnitt, die Suche im Dschungel, das Entdecken und der Angriff wilder, maskierter Krieger wird seitenlang ohne Text erzählt. Die graphisch hervorragend dargestellten Szenen sind nicht nur in dieser Sequenz einfach großartig! Sie haben Tiefe, detaillierte Hintergründe und sind bis in die feinsten Facetten durchgezeichnet. Der plastische Eindruck entsteht durch die direkte Kolorierung, an der zwei weitere Künstler mit wirkten. Hervorzuheben sind auf jeden Fall die jederzeit wieder zu erkennenden Gesichter; die Charakterköpfe sind niemals stereotyp zu Papier gebracht. Und obwohl sie vom Stil her eher überzeichneten Karikaturen gleichen, sind sie doch äußerst realitätsnah.

Die Geschichte ist dementsprechend auch mit groteskem Humor und schelmischer Situationskomik durchzogen. Der Titel weist eigentlich nur auf die fälschlicherweise angenommene Entdeckung Indiens hin, als die Spanier erstmals in Amerika landeten. Doch im Laufe der Story kommt so nach und nach noch ein anderer Schwindel zu Tage. Es werden nicht nur die Gegebenheiten im damaligen Spanien überspitzt aufgezeigt, auch die Weiten der Landschaft und Wildnis Südamerikas, der Anden und der Indios sind Bestandteil dieses sehr unterhaltsamen Abenteuers. Sehr routiniert, ansprechend und abwechslungsreich konzipiert. Ein Historienroman in schwelgerischen Bildern, der spannend ist, nicht ohne Aktion, der Spaß beim Lesen macht und auch ab und zu ein Schmunzeln auslöst.

Der grosse Indienschwindel

Text: Alain Ayroles, Zeichnungen: Juanjo Guarnido
160 Seiten
Splitter
35,00 Euro

Autor: Rolf Pressburger