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01.04.2020
Die Comic-Werkstatt: Der Splitter Verlag

Ein Interview mit Horst Gotta über Lizenzen, Marketing, Produktion und den Markt (Teil 1)

Ein Interview mit Horst Gotta über Lizenzen, Marketing, Produktion und den Markt (Teil 1)

Nachfolgend ein sehr interessantes Interview mit Horst Gotta. Horst berichtet in diesem sozusagen aus der ‚Comic-Werkstatt‘ über Lizenzen, Marketing, Produktion und den Markt. Das Interview bietet einen Blick hinter die Kulissen des Splitter-Comic-Alltags.

Welche Möglichkeiten gibt es für euch, an eine Lizenz zu kommen? Fahrt ihr auch zu den ausländischen Verlagen, nach Angoulême usw.?

Horst Gotta: Im Bereich der Lizenz werden heutzutage alle Register gezogen. Der Kontakt kommt über die üblichen Wege, wie z. B. Messetermine, an denen Lizenzen vorrangig gehandelt werden (hier in Deutschland ist das ganz klar die Frankfurter Buchmesse) ... aber natürlich auch Messen im Ausland. So war Dirk bisher - seit Gründung von Splitter - fast jedes Jahr in Angoulême und diesmal war Splitter mit Dirk und Max auch erstmals mit einem eigenen kleinen Stand vor Ort, denn wir hatten eine Premiere. Unseren ersten gedruckten Lizenzkatalog mit 17 eigenen Titeln (teils Serien) - also alle unsere gesammelten Eigenproduktionen - haben wir dort präsentiert. Das Interesse war deutlich vorhanden und wir rechnen aktuell mit 3-4 Lizenzen, bei denen ein Verkauf stattfinden dürfte.

Außerhalb der Messen läuft der Kontakt über alle denkbaren Kanäle! Die Verlage haben immer auch offizielle Kontaktdaten zur ihren eigenen oder den freien Agenten. Die werden natürlich ebenso genutzt. Im Laufe der Jahre jedoch läuft auch vieles über die persönlichen Kontakte. Die Branche ist relativ überschaubar … man kennt sich mittlerweile.

Aber auch die Marktstellung von Splitter spielt mittlerweile ebenso eine gewisse Rolle. Wir werden - gerade bei Neukontakten - auch mal aktiv kontaktiert. Es hat sich wohl herumgesprochen, dass wir ein „lebendiger und attraktiver“ Lesestoffanbieter auf dem deutschen Markt sind. :)
 
Lasst ihr euch für die Auswahl ausländische Comicbände von den Originalverlagen senden oder besorgt ihr euch die selbst?

Horst Gotta: In der Regel bekommt man die Leseexemplare zugeschickt. Also das gedruckte Buch. Ist es ein Projekt, welches noch am Entstehen ist, dann kommen natürlich „nur“ PDFs per download. In den letzten Jahren wird immer früher informiert. Nicht selten sind wir im Entstehungsprozess schon dabei – zum Beispiel kommt dann ein PDF auch mal als kompletter Comic, aber in Pencil!

Gibt es eine feste Routine, wo man verhandelt?

Horst Gotta: Nein, der Standort kann quasi überall und der Termin jederzeit sein.

Wie bekommt ihr mit, ob Lizenzen frei sind bzw. eben nicht frei sind? Wie geht ihr vor, wenn eine Lizenz frei ist und ihr diese haben wollt?

Horst Gotta: Unsere Redakteure, Dirk und ich speziell nehmen uns einfach immer zwischendurch auch die Zeit und sondieren aktiv den Markt. Neue Projekte – und gerade, wenn sie attraktiver oder größer sind – werden oft auch im Ursprungsland aktiv und frühzeitig beworben. Und wenn das nicht der Verlag macht, dann gibt es ja immer noch die social media-Seiten der Künstler. Es ist selten, dass man da einen Titel übersieht.

Gibt es ggf. eine Bieterwettstreit, falls mehrere Verlage eine bestimmte Lizenz haben wollen?

Horst Gotta: Sobald ein Titel sich über den Durchschnitt erhebt, gibt es ganz sicher einen „Bieterwettstreit“. Das liegt in der Sache der Dinge. Der deutsche Lizenzmarkt ist – wenn auch die Auflagen an sich eher klein sind – in der Summe der Verträge und der somit fließenden Gelder noch immer einer der größeren.

Fortsetzung in Teil 2

Autor: Michael Hüster