Hier die Fortsetzung von … Die Comic-Werkstatt.
Wer entscheidet bei euch, welche Lizenzen/Comics eingekauft werden?
Horst Gotta: In letzter Konsequenz ist es eine Besprechung zwischen Dirk und mir, da wir Erfolg und Misserfolg sowie die Finanzierung dessen verantworten müssen. Aber wir hören auch auf unsere Angestellten und Freunde und deren Meinungen sind uns nicht minder wichtig.
Welche Plattformen (WWW, Katalog, Werbung, Rezis) nutzt ihr, um eure Produkte am Markt zu platzieren?
Horst Gotta: Ich würde mal sagen: alle! Ich wüsste im Moment nicht, wo und wie wir nicht werben! :-)
Ich zähle mal auf: wir haben Kataloge, Poster, Postkarten, Schaufensterplakate und Rollups. Wir treten auf Messen und Events auf. Bei den großen mit eigenem Stand, bei den kleinerer mit Repräsentanten. Wir bespielen unsere Verlagshomepage sowie unsere Comic-Plattform „comic.de“.
Wir machen Aktionen im Handel und auch Preisausschreiben, wir schalten Anzeigen und drucken Leseproben oder gar ganze Ausgaben in Kooperationen wie Sammelausgaben oder die bekannten Hefte zum etablierten Gratis Comic-Tag. Wir bespielen alle digitalen social media-Plattformen, wie facebook, Instagram, Twitter und Youtube. Wir sind aktiv in den Comicforen und natürlich auch im direkten Mailkontakt zu den Kunden. Wir beteiligen uns an den Plattformen, in denen Comics besprochen werden und beliefern sehr viel Kontakte mit Rezensionsexemplaren. Das meiste davon macht unser Mann für die Medien, der Max. Der ist in dieser Funktion auch draußen unterwegs, gibt Interviews und regt - wo es Sinn macht - zur Zusammenarbeit an. Und natürlich ist er auch sehr aktiv im Kontakt mit dem Handel und kümmert sich dort um deren belange bzw. unsere Präsenz.
Wenn ihr eine Lizenz erfolgreich eingekauft habt, wie geht es dann weiter?
Horst Gotta: Nach dem Lizenzeinkauf geschieht in der Regel (außer der Ankündigung und z. B. der Vergabe der Übersetzerjobs) erst mal nichts, denn im Alltag arbeiten wir immer den aktuell laufenden Katalog ab, während der Lizenzeinkauf ruht. Das heißt: die Lizenz bleibt liegen und wartet auf ihren Einsatz.
Lass es ungefähr 3 Monate vor Veröffentlichung sein, dann kommt so langsam Schwung in die Sache. Die Übersetzungen werden angestoßen, die Lizenz wir monetarisiert und die Daten kommen dann meist 8 Wochen vor der Veröffentlichung ins Haus.
Und dann greift irgendwann der Produktionsplan … ca. 6 Wochen vor dem Release werden im Haus die Titel bearbeitet um dann direkt danach - ca. 3 Wochen vor dem Veröffentlichungstermin - gedruckt zu werden.
Wie kommt ihr an die Druckdaten? Wie ist der Weg von der Lizenz bis zum fertigen Buch?
Horst Gotta: Der „normale“ Ablauf ist, das mit der Zahlung der Vertrags-Garantiesumme die Daten online abrufbar sind. Also in der Regel besagte 6 Wochen vor Veröffentlichung. Das ist aber kein Gesetz. Wenn wir einen Mehraufwand haben (z. B. bei vielen Making Ofs) oder sehr wichtige Termine einhalten müssen (z. B. die neuen Bücher zu den Messeauftritten der Künstler), dann rufen wir die Daten auch schon mal früher ab und gehen somit auf Nummer sicher.
Was könnte unter das Stichwort Markt fallen?
Horst Gotta: Der Markt? Nun ich würde ihn in zwei Arten definieren. Auf der einen Seite gibt es den Buchhandel, der überall demselben Wandel unterzogen ist, unabhängig von der Art der Bücher. Im Handel werden neuerdings hohe Bestände vermieden. Die Barsortimenter z. B. reduzieren ihre Lagerhaltung. Vertrieb und Händler handeln meist ebenso.
Die Verlage selbst reduzieren die einzelnen Auflagen. Book on demand, e-Books. … und eine junge Generation, die kaum noch liest, muss natürlich auch noch eingerechnet werden. Wir alle kennen diese Entwicklung.
Im Comicbuch – also für den Fach- und Buchhandel – sieht das etwas anders aus. Hier ist der Trend zu immer kleineren Verlagen die eigentlich neue Situation. Das hat mit der technischen Entwicklung zu tun. Man braucht weniger Personal, weniger Technik und weniger Auflage, um ein Buch in die Kostendeckung zu bringen. Dies gilt aber nur für das gedruckte Buch an sich. Die Kleinverleger jedoch machen dies Geschäft immer häufiger nebenher, manchmal auch bewusst als Hobby.
Auf Splitter trifft dies nicht zu, denn wir arbeiten hauptberuflich und mit festen Angestellten an einer Titelanzahl, die als „Nebenjob“ nicht mehr zu bewältigen wäre.
Horst, vielen Dank für die sehr interessanten Infos!
Autor: Michael Hüster