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30.10.2020
avant-Verlag +++ Cross Cult +++ All Verlag

Comic-Verlage und Corona

Comic-Verlage und Corona

Am 07.04.20 titelte der Tagesspiegel: Comicverlage in der Coronakrise: Die Stabilität ist in Gefahr.

Ein gutes halbes Jahr ist bisher vergangen und für den All Verlag, Cross Cult und avant ist vieles (zum Glück) nicht so gekommen wie am Anfang der Corona-Krise prognostiziert. Andreas Mergenthaler sieht keine großen Beeinträchtigungen bei Cross Cult. Beim All Verlag ist der Umsatz laut Ansgar Lüttgenau sogar leicht gestiegen und Johann Ulrich meldet für den avant-Verlag: keinen Umsatzeinbruch.

Das klingt doch alles sehr positiv. Hier die Antworten der Verlagsleiter.

PPM: Ein ziemlich turbulentes Comic-Halbjahr liegt hinter uns. Corona hält das Land weiterhin fest im Griff. Welche Bilanz würden Sie für Ihren Verlag ziehen?

Johann Ulrich (avant): Der avant-verlag ist bisher gut durch die Pandemie gekommen und was noch wichtiger ist, gesund geblieben! Am ärgerlichsten war für uns der Wegfall der Messen, Lesungen, Ausstellungen, Veranstaltungen - insbesondere des Comic-Salons Erlangen! Viel organisatorischer Aufwand, der letztendlich umsonst war. Zudem fehlt der direkte motivierende Kontakt zu unseren Lesern!
Andreas Mergenthaler (Cross Cult): Zum Glück keine große Beeinträchtigung für uns als Verlag.
Ansgar Lüttgenau (All Verlag): Nur geringe Veränderung. Umsatz ist leicht gestiegen.

PPM: Die Shops und Buchhandlungen waren ja "nur" befristet geschlossen. Gab es einen ausgleichenden Nachholeffekt bei der Käuferschaft von Comics oder konnte ein echter Einbruch der Umsätze bilanziert werden?

Johann Ulrich (avant): Regional unterschiedlich - hier in Berlin war z. B. kein Buchladen geschlossen. Und gerade die unabhängigen Buch- und Comicläden haben ja mit viel Engagement und zahlreichen Initiativen auf die Krise reagiert. Lieferdienste frei Haus, flexible Öffnungszeiten uvm.
Angesichts der unabsehbaren Lage im Frühjahr haben wir dann den ET einiger Frühjahrs-Titel in den Herbst verschoben. Ein Nachholeffekt bei den Absätzen ist für uns nicht feststellbar, genauso wenig wie zuvor ein Umsatzeinbruch.

Andreas Mergenthaler (Cross Cult): Ja, es gab schon eine Art Nachholeffekt. Von dem vor allem „Klassiker“/Topseller profitiert haben.
Ansgar Lüttgenau (All Verlag): Zeitweise weniger Handelsumsatz, dafür mehr Umsatz im Shop.

PPM: Wie haben Sie ggf. auf Umsatzeinbrüche reagiert?  Gab es z.B. Personalabbau?

Andreas Mergenthaler (Cross Cult): Nein.
Ansgar Lüttgenau (All Verlag): Wir haben ganz normal weitergearbeitet.

PPM: Die meisten Verlagsvorschauen zeigen sich weitgehend unbeeindruckt von der Krise. Geht man da auf Risiko oder sind Comicsammler treue Käufer, die der Krise trotzen und wie gewohnt weiterkaufen?

Johann Ulrich (avant): Unsere Titel richten sich bewusst eher an Leser als an Sammler. Wir haben kaum Serien im Programm. Insofern muss jeder Titel seine Kundschaft finden. Für Comicsammler ist unser Programm daher weniger relevant als das anderer Verlage. Wir erzielen unsere Umsätze hauptsächlich im Buchhandel. Ich erwarte, dass die finanziellen Rückschläge, die sowohl die Comic-Sammler als auch allgemein die Verbraucher, einholen werden, sich in einem halben Jahr deutlicher auswirken werden.
Andreas Mergenthaler (Cross Cult): So lange der Onlineversand klappt: Warum sollten die Leute weniger lesen, wenn sie mehr zu Hause sind?
Ansgar Lüttgenau (All Verlag): Übers Jahr gesehen hat sich nicht viel verändert.

PPM: Da die Infektionszahlen wieder stark steigen, könnten evtl. wieder (regionale) Shutdowns erfolgen. Welche Auswirkungen hätte das auf Ihre Planungen unter Berücksichtigung Ihrer bisherigen Erfahrungen?
Johann Ulrich (avant): Keinen Einfluss. Die Planungen sind langfristig und dadurch kann nicht so schnell reagiert werden. Auch wenn wir einen ET eines Titels verschieben würden - die Rechnungen laufen ja trotzdem auf …
Andreas Mergenthaler (Cross Cult): Muss sich zeigen ...
Ansgar Lüttgenau (All Verlag): Keine.

PPM: Welche Rolle spielt der eigene Direktversand in der Krise? Konnten in dem Bereich Mehrumsätze generiert werden?

Johann Ulrich (avant): Direktbestellungen nehmen seit Jahren zu. Viele Kunden suchen den unmittelbaren Kontakt zum Verlag. Und dieses Jahr war der Aufwärtstrend bei Direktbestellungen noch einmal stärker. Unsere Leser wollten sich solidarisch mit dem avant-verlag zeigen und Kulturschaffende allgemein in schwierigen Zeiten unterstützen. Herzlichen Dank!

Andreas Mergenthaler (Cross Cult): Bei uns: keine große Rolle

PPM: Vielen Dank für die Statements!

Autor: Michael Hüster