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25.01.2021
Splitter

"Dracula" zweifach neu interpretiert Dracula & Alles klar, Dracula

"Dracula" zweifach neu interpretiert  Dracula & Alles klar, Dracula

Mit Bram Stokers Roman Dracula von 1897 begann der Siegeszug einer der erfolgreichsten Figuren der Literatur-, Film- und Fernsehgeschichte: des Vampirs.

Laut dem Guinness-Buch der Rekorde ist Graf Dracula die am häufigsten in Filmen dargestellte literarische Figur, und auch in der Comic-Welt hatte der transsilvanische Adlige zahllose Auftritte, bei Marvel (Die Gruft von Dracula) und DC (Batman & Dracula - Roter Regen), von Joann Sfar (Vampir) bis Mike Mignola (Bram Stoker's Dracula). Und auch bei Splitter und toonfish debütiert der berühmteste aller Vampire - gleich zweifach:
 

 

 

„Dracula“ von Georges Bess ist keine experimentelle oder freie Interpretation von Stokers Roman, sondern vielmehr eine auf grafische und erzählerische Exzellenz ausgelegte werkgetreue Überführung in die Neunte Kunst. Kunst ließe sich in diesem Zusammenhang mit Recht in Großbuchstaben schreiben, denn mit Georges Bess, der vor allem für seine Kooperationen mit dem legendären Alejandro Jodorowsky bekannt wurde (bei Der weiße Lama, Anibal 5 oder Juan Solo), widmet sich einer der bekanntesten Altmeister der frankobelgischen Comickunst dem Stoff. In ausufernden, schwarz-weißen Tuschezeichnungen erforscht Bess den fundamentalen Grusel von Dracula auf über 200 Comic-Seiten - ein monumentales Werk, das seine bibliophile Aufmachung mit doppelt vergoldetem Cover im Splitter-Überformat mehr als verdient.

„Alles klar, Dracula“ hingegen verortet sich am Gegenpol der Adaptionstechnik: Im Mittelpunkt der Handlung dieses Mutmacher-Comics für Kinder steht nicht der Graf, sondern sein Sohn, der mit Mobbing in der Schule zu kämpfen hat. Denn was hilft es, das Kind eines gefürchteten Monsters zu sein, wenn man im Sportunterricht außen vor bleibt, da man nicht in die Sonne darf, komische Eckzähne hat und in einem alten Spukschloss statt in einem schicken Reihenhaus wohnt? Was ist zu tun, wenn der Druck zu groß und jeder Schultag zur Folter wird? Mobbing ist weiterhin ein komplexes und oft tabuisiertes Thema, das zum Alltag vieler Kinder gehört. Alles klar, Dracula überführt es jedoch geschickt in die Form einer fantastischen Parabel, die Lösungsansätze für Kinder und Eltern gleichermaßen bereithält. Und dank der farbenfrohen wie kunstvollen Zeichnungen von Clément Lefèvre (Die entsetzliche Angst der Epiphanie Schreck) ist das Album auch fürs Auge ein Genuss.

Autor: Michael Hüster