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24.11.2023
Splitter

Ballade für Sophie

Ballade für Sophie
Adeline, die junge Praktikantin einer Zeitung bekommt durch Hartnäckigkeit doch noch ein Interview beim berühmten Pianisten. Ihm fehlen zwei Finger. Doch er erzählt bereitwillig seine Geschichte:

Als Kind schon war er ein begabter Pianist. Bei einem Wettbewerb gewann er, obwohl, wie er jetzt konstatierte, sein Rivale besser war. Aber durch Bestechungen von Seiten seiner Mutter wurde er Erster! Seither wird er fleißig weiter unterrichtet und sein Wunsch ist, den Rivalen einmal fair zu schlagen. Einer seiner strengen Lehrer war der mysteriöse ziegenköpfige Mister Triton. Ende der 1930ger Jahre erlebte er einen Schock in Paris, als plötzlich Nazis da waren. Danach irrte er in den Gassen herum, wurde überfallen  und traf freundliche Fremde. Er lernte auf der Straße zu überleben. Seine Freunde überredeten ihn, bei einem Wettbewerb mit zu machen. Und da erlebte er etwas Erstaunliches!

Die beiden Kreativen, Filipe Melo, für die Story und Text zuständig, sowie Juan Cavia, der die passenden Zechnung dazu lieferte, schufen eine Geschichte von Rivalität, Schuldgefühlen, Aufstieg, Absturz und wieder Aufstieg eines seelisch zerrissenen Pianisten. Selbstzweifel und Erfahrungen am unteren Rand der Gesellschaft sind Teil der Biografie. Die über Jahrzehnte gespannte Handlung wechselt in unterschiedliche Zeitebenen, die den Werdegang beschreiben. Ausgehend von der Begegnung der Praktikantin, dem gealterten Pianisten und dessen Haushälterin erfährt der Leser ein Drama, Romantik und auch ein Stückchen Zeitgeschichte in Frankreich. Und am Ende auch, warum dem Pianisten zwei Finger fehlen und was es mit dem Titel auf sich hat.

Trotz der Szenenwechsel ist der Handlung gut zu folgen. Die Stimmung und die Atmosphäre der jeweiligen Episoden sind auch durch leicht angepasstem Zeichenstil und Farbgebung heraus gearbeitet. Dabei ist die Farbgebung in großen Teilen doch ein wenig nüchtern ausgefallen. Humorvolle und warmherzige Anteile machen diese ungewöhnliche Geschichte amüsant und sehr unterhaltend. Spannend vor allem auch, weil das Happy End nicht unbedingt zu erahnen ist. Der Anhang enthält eine Hand voll Skizzen und ein paar kurz gefasste Information zu den Künstlern.

Ein märchenhaftes Kleinod der modernen Comic-Erzählung in einem dicken Band. Ansprechend gezeichnet im modernen Stil.

Ballade für Sophie
Text: Filipe Melo, Zeichnungen: Juan Cavia
329 Seiten
Splitter
45,00 Euro

Autor: Rolf Pressburger