»Die Idee zu WILDBLUMEN kam mir 2017 auf der Fahrt zum Comicseminar in Erlangen,« so Sascha Gallion, »Das Thema damals war ‘Um die Ecke’ und die Geschichte war noch etwas anders geplant als der Comic, der dann entstanden ist.«
Dass die Dinge etwas anders laufen, scheint eine Konstante in seinem Leben zu sein. Nach einer Lehre als Stilmöbelschreiner verpflichtete Sascha sich bei der Bundeswehr und verließ die 10 Jahre später, Anfang der 2000er, im Rang eines Hauptfeldwebels um freiberuflicher Mediengestalter und Illustrator zu werden. Seit 2011 arbeitet er fest in einer Ludwigshafener Kletterhalle und nebenberuflich als freier Illustrator. »Das gibt mir einmal die finanzielle Sicherheit, die man für eine Familie auch braucht, und andererseits genug Zeit für meine Kreativität Freitags hat er Zeit für Comics – Vormittags, wenn die Tochter in der KiTa ist, und Abends, wenn sie schläft. Die ersten Comics zeichnete Sascha Gallion für die Comicanthologie JAZAM!, in der Nummer vier wurde seine erste Geschichte veröffentlicht. Seitdem ist er in fast allen Ausgaben vertreten gewesen. Immer wieder hat er das Comicseminar des Comic Salons Erlangen besucht. »2017 waren Flix und Birgit Weyhe als Seminarleiter da. Flix war eins meiner Vorbilder, als ich mit Comics angefangen habe, diese Sliceof-Life-Sachen die er gemacht hat, haben mich beeinflusst. Cyril Pedrosa auch. Und Birgit Weyhe beim Seminar konnte sich sehr schnell auf meine Ideen einstellen und mir passendes Feedback geben.«
Was nicht ganz einfach war, denn Sascha Gallion zeichnet seine Comics ohne festes Script. Aus ersten Skizzen entstehen die Figuren einer Geschichte; Storyideen werden festgehalten. So entstand die Hauptfigur von WILDBLUMEN schon Jahre vorher, komplett mit Maske. Aber noch ohne Geschichte. »Ich habe ein Framework im Kopf,« sagt Sascha, »Ich weiß den Anfang und wie es ausgehen soll und Szenen dazwischen, und dann zeichne ich Stück für Stück weiter. Das gibt mir Spielraum, etwas Neues einzubauen, wenn es sich entwickelt. Trotzdem passe ich sehr auf die Struktur auf – dass das Umblättern ein Teil des Storytelling bleibt zum Beispiel.« Er lacht: »Und Birgit zuliebe habe ich auch mal eine Storyboardskizze gemacht. Aber sonst ist das bei mir eher Rumüberlegen und Drauflosgucken.« Die erste Idee zu WILDBLUMEN war eine Geschichte über die verborgenen Winkel einer Stadt – wo es Heimliches, Verbotenes gibt. Daraus entwickelte sich die Geschichte einer Stadt, in der Anonymität Normalität ist, und die Freiheit auf dem Dachgarten dann eben um die Ecke zu finden ist. Dass eine Geschichte mit Menschen, die täglich Masken tragen müssen, zu einer solchen Aktualität wie heute finden würde, hätte Sascha sich nicht ausdenken können. »Ich habe die Maske des Protagonisten eher als Freiraum für die Leser_innen gesehen,« sagt er. »Dadurch können sie im besten Fall ihre eigene Geschichte mit in die des Comics einbringen. Ich schau da sowieso drauf: dass in der Zeichnung einerseits genau definiert, dann aber wieder auf das Notwendigste reduziert wird, damit man Platz hat, eigene Gedanken da reinzufüllen und mit auf die Reise kommt.«
WILDBLUMEN ist Sascha Gallions erste längere Geschichte. »Ich mag sie immer noch. Auch technisch: Aquarell ist ja immer schwierig zu scannen und zu drucken, aber das Buch ist wirklich schön rausgekommen.