Der Franzose Jacques Martin ist der Künstler der »Brüsseler Schule«, der das umfangreichste und (neben Hergé und Edgar P. Jacobs) erfolgreichste Werk geschaffen hat. Seine Comics mit überwiegend historischem Inhalt und sein jahrzehntelanges Schaffen für das Magazin Tintin können rückblickend als prägend und einflussreich bezeichnet werden. Das erstaunt umso mehr, da Martin die fruchtbarsten Jahre seiner Karriere an der Seite Hergés mit der Realisierung von »Tintin«-Alben verbrachte und nur gelegentlich seine eigenen Werke vorantrieb. Erst ab den 1970er Jahren entfaltete sich sein erzählerisches Talent zu voller Größe.
Dabei gelang dem 1921 in Strasbourg geborenen Jacques Martin erst im zweiten Anlauf, seine erträumte Karriere als Comiczeichner bei dem 1946 gegründeten Magazin Tintin zu starten. Nachdem er im Gründungsjahr nach Vorlage seiner Arbeitsproben bereits einmal abgelehnt worden war, schlug seine Stunde zwei Jahre später, als das belgische Magazin seine Aktivitäten auch nach Frankreich ausdehnen wollte. Nun konnte Martin mit der historischen Abenteuerserie Alix sein Können unter Beweis stellen und seinen Strich den Stilmitteln der von Hergé praktizierten »Klaren Linie« anpassen.
Stets penibel dokumentiert und recherchiert, schickte Jacques Martin im Laufe seiner Karriere neben vielen weiteren Helden auch den unabhängigen Reporter L. Frank ins Abenteuer, der uneingeschränkt und auf eigene Faust internationalen Verschwörungen und kriminellen Aktivitäten auf die Spur kommt, und führte den Bildhauer Jhen in das Herz des finsteren Mittelalters. Am Ende seiner Karriere war Jacques Martin zwar nahezu blind, verfügte aber immer noch über einen erstaunlichen Enthusiasmus. Er hatte ein Team von Drehbuchautoren und Zeichnern um sich geschart, das seine Helden auch nach seinem Tod 2010 in neue Abenteuer schickt – bis heute.